Als begeisterter BX-Fahrer geht mir ja schon länger eine Frage durch den Kopf: Was eigentlich will ich mal fahren, wenn der BX zu teuer oder zu schade für den Alltag geworden ist? Das ist zwar noch Jahre hin, erst recht wenn man wie ich eigentlich eher Schlachtwagen fährt, aber Gedanken machen schadet ja nicht. Dementsprechend neugierig bin ich jedesmal, wenn ich einen Autotyp das erste Mal im Leben besteige. Meistens steige ich mit Grauen wieder aus.
Aber gestern war eine der Ausnahmen: ein stinknormaler VW Lupo, Billig-Sondermodell "College" ohne alles außer College-Schriftzügen. Von dem will ich hier nun berichten.
Zunächst mal ist der Lupo etwas, was viele andere kleine Autos heute scheint's verlernt haben: er ist klein. Die Rückbank taugt nur zum Ansehen, und das Kofferräumchen ist geradezu putzig. Aber was solls, es ist ja kein Viersitzer, sondern ein knapp geschnittener Zweipluszwei -- und vorne sitzt man wirklich sehr sehr anständig, mit genug Platz in allen Richtungen, besonders auch nach oben. Klar, besonders breit ist die Kabine nicht, aber dafür ist auch das Auto schön schmal. Und wenn man die Rückbank umklappt, paßt da sicher auch genausoviel rein wie in einen BX Break (wenn man das da bleibenläßt, versteht sich).
Und auch optisch gefällt mir das Wölfchen, innen wie außen. Natürlich ist da nichts edel, aber nett sieht es aus -- außen schön schlicht, aber mit freundlichem Blick und sauberen Linien, und innen weder sterbenslangweilig wie seine größeren Markengenossen noch überkandidelt wie viele seiner Konkurrenten (I'm looking at you, "Mini"!). Lackiertes Blech im Inneren erinnert sogar ein bißchen an den Käfer. Nett gemacht, doch, ja.
Mit der Servolenkung (also doch nicht ohne alles, oder ist die Serie?) wuselt das kleine Auto dann auch sehr flink durch den Verkehr. Das macht in der Tat wirklich Laune -- so viel Spaß hatte ich zuletzt in meinem Polo 1 mit dem 0,9-Liter-Motörchen, ruhe er in Frieden. Der war allerdings auch deutlich kerniger im Antritt, denn auch das muß gesagt werden: des Lupos Basis-Benziner ist ein lahmer Hund. Klar, wenn man ihn dreht bis zum Anschlag, dann geht es auch voran, aber wer macht das schon? Zumal es auch sehr gequält klingt dann. Also lieber mit Schwung fahren als mit Leistung, und wenn man mal einen kaufen sollte, lieber den TDI nehmen.
Interessanter freilich ist aus Citroenfahrersicht der Federungskomfort. Und da hat mich der kleine Wolf wirklich überrascht. Klar, so sänftig wie ein ordentlicher BX ist er bei weitem nicht, er hüpft eher fröhlich von Schlagloch zu Schlagloch wie ein junges Fohlen -- aber er tut das, ohne dabei Schläge zu verteilen wie die meisten anderen Autos, die ich in letzter Zeit so fuhr. Und das macht auch wieder Laune, so über schlechte Straßen zu tanzen. Und dabei klappert oder scheppert auch nix, obwohl dieses Exemplar schon weit über 100.000 km auf dem Zähler hatte -- ihre Autos ordentlich zusammenbauen können sie ja bei Volkswagen, das muß man ihnen lassen.
Ja. Und dann kam der Moment, wo mich die positiven Gefühle schlagartig verließen. Mit ordentlich Schwung kam ich in eine aus BX-Sicht harmlose Landstraßenkurve gestochen, darin einige Bodenwellen der Sorte "war was?" (aus BX-Sicht, wohlgemerkt). Einfedern ging problemlos, aber beim Ausfedern untersteuerte der Lupo dann schlagartig, und ich fand mich unversehens laut quietschend auf der Gegenfahrbahn wieder, weil's gottseidank eine Rechtskurve war. Kam auch keiner entgegen gerade. (Sonst würd ich das auch nicht schreiben können jetzt.)
Mit dem BX, selbst mit meinem 50-Euro-Break mit den abgefahrenen Winterreifen und den zweifelhaften Federkugeln und Schwingarmlagern
, wäre diese Kurve absolut berichtensunwürdig gewesen. Mit dem Lupo erlaubt sie mir immerhin zu berichten, daß dieser sehr unspektakulär über die Vorderräder schiebt und auch auf Gaswegnehmen und Bremsen, im Gegensatz übrigens zum Golf 2, nicht mit "trailing throttle oversteer" reagiert, sondern gutmütig bleibt. Und daß das kurveninnere Hinterrad beim Wiederaufsetzen ein Geräusch macht wie ein Verkehrsflugzeug beim Kontakt mit der Landebahn.
Ey, Hydropneumatik versaut Dich echt für alle anderen Autos.
Von diesem prinzipbedingten Systemfehler einmal abgesehen, hat mich der Lupo aber sehr positiv überrascht. Mit dem "großen" TDI (ein 1400er mit 71 PS) und Faltdach könnte ich mir den durchaus als Alltagskutsche und Arbeits-Shuttle vorstellen.
In ein paar Jahren vielleicht. Wenn er in meiner Budget-Größenordnung angekommen ist, wollte ich gerade als Schlußsatz schreiben und sehe bei mobile.de: Huch, isser ja schon. Unter 1000 Euro gibt's derzeit aber nur Lupo 1.7 SDI, von denen ich nicht mal wußte, daß es sie überhaupt gab -- aber nach Erfahrungen mit einem Caddy 1.9 SDI würde ich da nicht mal eine Probefahrt mit wollen. Treckermotoren sind nett, aber nur wenn das Auto dazu paßt -- und der quirlige kleine Wolfsburger Wolf braucht einen Motor, mit dem man toben kann.
Nur eben dann bitte trotzdem nicht so doll toben wie mit gewissen hier nicht ganz unbekannten älteren französischen Mittelklassewagen. "Hey, das ist ein neues Auto. Das muß man eben mit etwas Rücksicht fahren."
Liebe Grüße, Ermel.